Neue Sachlichkeit

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Armes Mädchen, 1936

Neue Sachlichkeit

Die an der Kunstakademie Düsseldorf gelehrte „Neue Sachlichkeit“ beeindruckte den jungen Carl Lambertz.

„Die Akademie nahm mich 1936 auf – ohne polizeiliches Führungszeugnis, man vergaß es. Die Situation war auch hier schwierig, denn eine ganze Reihe von Malern und Lehrern hatte sich sehr schnell angepaßt, vor allem ‚Ziegenhannes‘ (er malte gerne Ziegen, pflügende Bauern, Blut und Boden). Dieser ranzte mich an, warum ich nicht mit ‚Heil Hitler‘ grüßte. Ich erzählte meine Geschichte Professor Heuser, dem Demokraten, Antinazi und Menschen. Bei ihm konnte ich mein Probesemester machen, das gut beurteilt wurde. Ich machte Entwürfe zum ‚Kleinen und großen Klaus‚ nach der Erzählung von H. C. Andersen, malte und zeichnete Land­schaften, hauptsächlich aber Figuren, Akte, Köpfe, akademisch durchgearbeitet. Daneben gelangen tonige, malerische Arbei­ten und Pastelle.“

Carl Lambertz arbeitete in Düsseldorf, der Stadt, in der einige Jahre auch Otto Dix malte. Er war es, der dem jungen Maler Genauigkeit, Sachlichkeit, ja jene Über-Präzision, jenen Hang zur strengen Form, zur minutiösen Ausführung vermittelte.

 
 

Klara aus der Ritterstraße stand Modell und wurde von der Kunstakademie Düsseldorf mit 92 Pfennigen die Stunde bezahlt. Die Ritterstraße, in der meistens arme Leute wohnten, ist eine Straße in der Altstadt, direkt neben der Akademie. Auch Klara war ein Mädchen aus einer armen, kinderreichen Familie. Ein Stück Apfelsine, das ich ihr des Morgens gab, hielt sie mittags noch in den Händen, vertrocknet! ,Warum hast du das Stück Apfelsine nicht gegessen?‘ Antwort: ‚Für Köbi.‘ Sie hatte es verwahrt für ihren kleinen Bruder Jakob. Dieses Bild malte ich im zweiten Semester Herbst 1936 in der Düsseldorfer Kunstakademie.“

Carl Lambertz, in: Karl-Heinz Hoyer, Carl Lambertz, S. 26.

Sah Carl Lambertz die Bilder, die „Mutter Ey„, die bekannte Förderin junger Künstler und Wegbereiterin der modernen Kunst in Düsseldorf, in ihren Schaufenstern ausstellte, sprang er spontan von der fahrenden Straßenbahn, um fasziniert vor der damaligen Avantgarde zu stehen: Gert Wollheim, Champi(gn)on, Trillhase, Karlchen Schwesig, Otto Pankok und eben jener frühe Dix mit seinen sozialkritischen Verismen. Dix bedeutete für Carl Lambertz die Schule der Exaktheit („Bildnis der Eltern“).

Aus: Karl-Heinz Hoyer, Carl Lambertz, S. 24, 37, 39; dort auch die hier nicht wiedergegebenen Bilder. Siehe dazu: Carl Lambertz, Schmetterling, warum trägst Du Schwarz? Autobiografische Skizzen, 1993, S. 96, 101-104.

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