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Maria Reese, Porträt Carl Lambertz, 1980

Carl Lambertz (1910-1996)

Ein Pessimist, ein Misanthrop – trotz düsterer Visionen – war er nicht. Dem Leben, den Menschen respektvoll freundlich zugewandt, verwirklichte Carl Lambertz im schleswig-holsteinischen Groß Wittensee seinen Lebenstraum, sein Atelierhaus.

In der Hitlerdiktatur – Deutschland hatte mehr als seine Fassung verloren – überlebte Carl Lambertz Folterung und Inhaftierung. Er konnte trotzdem von 1936 bis 1941 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Malerei studieren. Auf Grund der Qualität seiner Arbeiten wurde er angenommen und hatte Glück, nicht nach einem polizeilichen Führungszeugnis gefragt zu werden.

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Carl Lambertz, Was steckt drunter?, 1977

Im Zweiten Weltkrieg nach Eckernförde zur Marine verschlagen, gab er sich nach 1945 in Norddeutschland ein neues Zuhause. Sein Atelier in Düsseldorf war ausgebombt, fast alle Bilder waren verbrannt.

Es gelang ihm, am Wittensee ein Grundstück zu erwerben und 1949 mit dem Bau eines Atelierhauses zu beginnen, das er ab 1973 mit Maria Reese, seiner zweiten Frau, 32 Jahre jünger als er, unermüdlich erweiterte, mit Bildern anfüllte und noch 1993 den letzten Anbau plante und durchführte.

Dieses Ensemble wurde zur Bühne seines Lebens. Dort ließ er die Ideen und Vorstellungen zu sich kommen und malte bis an sein Lebensende, unterstützt von Maria Reese, auch Malerin und Zeichnerin. Kein Bild, das er nicht mit ihr diskutierte, sie um ihre Meinung bat.

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In der schönsten Landschaft hausen die Ungeheuer, 1989/90

Carl Lambertz inszenierte seine Bilder, spielte Theater auf der Leinwand, dem Papier und ließ die Protagonisten auf der Bildfläche erscheinen. So konnte er seine Wahrheit sagen, auf offener Bühne, hoch auf dem Seil. Er bot das Bild als Spiegel zur Erkenntnis an. Er konnte nicht umhin, als Seher Warner und Mahner zu sein, brachte aber noch ins Chaos Ordnung und Struktur, wie das am Theater eben ist.

1977, eher die bange, denn die neugierige Frage „Was ist drunter?“, hoffte er später auf den großen Zauberer Merlin, nicht so sehr auf die Selbstverantwortung. Ausgerichtet an der Realität, spielte er, träumte er, phantasierte er, übertrug Psychologisches, setzte um und setzte gleich.

Seine Bilder, nie überdimensioniert, sind von subtiler Machart, zeigen auch Theater im Theater, das Große im Kleinen zu erfassen. Die Natur selbst lässt er zum Schauspiel werden: „In der schönsten Landschaft hausen die Ungeheuer“, „Der zerstörte Regenbogen„, der noch im Sterben einen letzten Tanz gebiert, wohingegen das, was einst er überspannte, sich klaglos neu orientiert.

1987 malte er „Manager organisieren die Sintflut“ oder 1986/87 „In uralten Zeiten, als die Menschen wie heute waren, baute ein Künstler im Lande Rutarap-Maney ein Tier. Sogar die Engel freuten sich und huldigten ihm. Auch die Menschen verehrten es sehr, so sehr, dass sie es zum Goldenen Kalb machten. Da kam der dunkle Schattenengel mit der Posaune und blies Mond und Sonne weg, weg, weg …“

Carl Lambertz warnte vor der Vermaterialisierung, Mechanisierung des Menschen, vor seiner Deformation in den Bubble-Gum Bildern. Das Weltgeschehen z. B. kommentierte er in dem Bild „Was mir beim Zeitunglesen so einfällt“. Ausgesuchte Zeitungsblätter wurden – nicht nur für dieses Bild – zum Malgrund.

Gedanken an das Jenseits inspirierten ihn: Engel und Teufel spielen nebeneinander miteinander. 1988-90 gestaltete er „Metamorphose einer Landschaft“ – ob dann für Menschen noch bewohnbar -, die zum „Tag der Schöpfung“ wurde.

Carl Lambertz redete nicht schön. Er war unbequem. Seine Bilder aber sind von schöner Art, gegen das Entsetzen, wie er sagte, so dass sie sich auf den ersten Blick nicht gleich erschließen. Verstrickt in den „Weltenzirkus“ werden wir immer sein. Seine innere Fülle, seine Seele aus den Bildern spricht, tot ist er nicht.

Maria Reese

Aus: Museumssammelblatt 2b „Weltenzirkus“: Theater- und Zirkusbilder, Lambertz-Sonderausstellung 2010 im Museum Eckernförde

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Engel und Geister über dem Wittensee, 1990

Bildergalerien mit Bildern von Carl Lambertz

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